Ferromagnetismus

Magnete faszinieren seit Jahrhunderten – sie ziehen Metall an, weisen uns mit dem Kompass den Weg und stecken in unzähligen Alltagsgeräten. Doch was steckt hinter dieser unsichtbaren Kraft? Warum sind manche Dinge magnetisch und andere nicht?

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Magnetismus in Sorten

Magnetismus begegnet uns im Alltag häufig – vermutlich hatte jede und jeder bereits damit zu tun. Selbst sehr starke Magnete sind heute preiswert erhältlich und finden in vielen Bereichen Anwendung.

Magnete im Alltag Info für Lehrende
  1. EINZELARBEIT: Notiere mindestens fünf möglichst unterschiedliche Dinge, die Magnete enthalten und beschreibe, welchen Zweck der Magnet in jedem Beispiel erfüllt!
  2. PARNTERARBEIT: Vergleicht und besprecht eure Listen zu zweit und stellt eure gemeinsamen Ergebnisse anschließend der Klasse vor!

Ferromagnetisch, diamagnetisch und paramagnetisch

Mit im Haushalt üblichen Magneten können nur Materlialien angezogen werden, die ferromagnetische Elemente enthalten: Eisen, Cobalt, Nickel

Mit sehr starken Neodym-Magneten werden aber plötzlich noch weitere Formen von magnetischer Wechselwirkung sichtbar – wie beispielsweise hier mit einer Bleistiftmine aus Graphit:

Diamagnetische Abstoßung von Graphit

Graphit verhält sich diamagnetisch (wie auch Wasser, Kupfer, Schwefel, Gold,...). Im Gegensatz zu Eisen, Cobalt oder Nickel bewegt sich diese Bleistiftmine von dem Magnet weg. Da der Effekt aber nur sehr schwach ist, braucht man sehr starke Magnete um ihn zu sehen.

Genau umgekehrt verhalten sich paramagnetische Materialien (wie z. B. Aluminium). Aber auch hier ist der Effekt so schwach, dass es besonders starke Magneten und spezielle Versuchsanordnungen braucht, um ihn zu sehen.

In folgendem Experiment kannst du Büroklammern schweben lassen und ausprobieren, ob sich Magnetfelder abschirmen lassen.

Der schwebende Frosch

Das vielleicht berühmteste Experiment zum Diamagnetismus ist die Levitation. Da die meisten Materialien und auch Wasser diamagnetisch sind, können viele unterschiedliche Dinge in Schwebe gehalten werden – einschließlich Lebewesen. In der Abbildung schwebt ein lebendiger Frosch im Einflussbereich eines Magneten, der etwa 3000-mal so stark ist wie ein Kühlschrankmagnet. Für dieses Experiment hat Andre Geim im Jahr 2000 den Ig Nobelpreis für Physik erhalten. (Dem Frosch ist dabei nichts passiert, doch vermutlich war er überrascht, plötzlich in der Luft zu schwimmen.)

Hier schwebt ein lebendiger Frosch im Einflussbereich eines Magneten der ca. 3000 mal so stark ist wie ein Kühlschrankmagnet.

Neben Ferromagnetismus, Diamagnetismus und Paramagnetismus gibt es noch weitere Formen von Magnetismus. Im Folgenden werden wir uns aber nur mit dem bekanntesten Phänomen näher beschäftigen: dem Ferromagnetismus.

Anziehung und Abstoßung

Jeder und jede, die schon mal mit Magneten gespielt hat, hat auch die Abstoßung zweier gleicher Pole und die Anziehung zweier unterschiedlicher Pole gespürt.

gleiche Pole stoßen sich ab – unterschiedliche Pole ziehen sich an

Die Stärke der Abstoßung oder der Anziehung hängt von der Art und Größe des Magneten und vom Abstand zum Magneten ab. Sie reicht prinzipiell unendlich weit, da sie aber mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, wird sie sehr schnell sehr schwach. Je weiter der Magnet entfernt ist, desto schwächer ist seine spürbare Wirkung.

Magnetische Pole

Die Pole des Magneten heißen Nord- und Südpol, weil schon früh beobachtet wurde, dass eine frei drehbare Magnetnadel sich immer nur mit einem Ende zum geographischen Nordpol der Erde ausrichtet. Daher nannte man dieses Ende den Nordpol der Nadel. Eine solche frei drehende Magnetnadel wird auch im Kompass verwendet.

Was bedeutet das für die magnetischen Pole der Erde?

Diese Benennung führte dazu, dass die Erde in der Nähe des geographischen Nordpols physikalisch gesehen einen magnetischen Südpol hat und in der Nähe des geographischen Südpols den magnetischen Nordpol. Um Verwirrungen zu vermeiden, wird in der Geographie aber trotzdem mit „magnetischer Nordpol“ immer der magnetische Pol nahe dem geographischen Nordpol bezeichnet.

Probiere aus, wie sich die Kompassnadel im Magnetfeld der Erde ausrichtet!

Magnetfeld

Das Magnetfeld der Erde ist für uns unsichtbar – ebenso wenig wie das Feld eines Stabmagneten, also der Bereich, in dem die magnetische Kraft wirkt. Mit einem einfachen Trick lässt sich das Feld jedoch sichtbar machen: Feine Eisenspäne richten sich im Magnetfeld aus und bilden dabei ein Muster aus Linien und Kreisen.

Eisenspäne direkt am Magneten? Spannend, aber keine so gute Idee.
Mit einer Plexiglasscheibe dazwischen sieht man plötzlich ein Muster aus Linien und Kreisen.

Diese Linien bilden immer geschlossene Kreise. Wo die Linien eng beisammen sind, ist die Stärke des Magneten besonders gut spürbar. Natürlich gibt es diese Linien nicht wirklich, sie sind nur eine Hilfe, damit wir uns das Magnetfeld besser vorstellen können.

S N
Je enger die Magnetfeldlinien beisammen liegen, desto stärker ist das magnetische Feld.

In dieser Modellvorstellung denken wir uns auch Pfeile zu den Kreisen. Die Richtung der Pfeile zeigt:

  • innerhalb des Magneten vom Süd- zum Nordpol und
  • außerhalb des Magneten vom Nord- zum Südpol.

Was denkst du, passiert, falls so ein Magnet in der Mitte zerbricht?

Aus einem großen Stabmagnet werden zwei kleinere Magnete die auch jeweils einen Nord- und einen Südpol aufweisen.

Hier sieht man zwei Magnet-Bruchstücke unter einem Blatt Papier mit Eisenspänen:

Magnetanordnung A
Magnetanordnung B

Was wurde hier zwischen Anordnung A und Anordnung B verändert?

Einer der beiden Magnete wurde umgedreht. In Anordnung A stoßen sich die Magnete ab, in Anordnung B ziehen sie sich an.

Die unterschiedliche Anordnung der Magnete führt mal zu Abstoßung mal zu Anziehung. Ziehe die passenden Magnetfeldlinien zu den jeweiligen Magnetanordnungen!

Wie wird aus Eisen ein Magnet?

Die Messerklingen auf der Magnetleiste in der Küche werden oft selbst zu Magneten und auch eine Stecknadel kann, wenn sie einige Sunden an einem starken Magnet verbringt, plötzlich selbst zum Magneten werden. Mit Kupferdraht oder Alufolie funktioniert das jedoch nicht – selbst wenn sie jahrelang neben einem starken Magneten liegen würden.

Die Stahlklingen werden an der Magnetleiste gehalten.
Nach einer Weile wird die Messerklinge selbst magnetisch und kann Stecknadeln gegen die Schwerkraft der Erde hochheben.

Um zu verstehen, was bei der Magnetisierung passiert, betrachten wir einen klassischen Ferromagneten – zum Beispiel einen Stabmagneten:

rot-grün bemalter Stabmagnet

Woran kann man erkennen, wo hier der Nordpol oder der Südpol des Magneten ist?

Die Farben könnten ja auch falsch sein bzw. sind sie auch nicht einheitlich und manchmal auch gar nicht vorhanden.

Am einfachsten geht das mit einem Kompass. Er zeigt uns, welcher Pol der Nordpol ist (der Südpol der Nadel zeigt zum Nordpol). Da die Magnetfeldlinien im Inneren des Stabmagneten in die andere Richtung zeigen, nimmt auch der Kompass direkt am Magnet diese Orientierung an.

Richtung der Magnetisierung im Stabmagnet

In der nächsten Abbildung zeigen viele kleine Magnete die Magnetisierung an. Diese Vorstellung nennt man Eisen-Magnet-Modell.

Die Ausrichtung der Kompasse über dem Objekt zeigt die Magnetisierung.
So kann man sich die Orientierung der Magnetisierung für nicht magnetisiertes Eisen vorstellen.

Die Magnetisierungen werden einzelnen Bereichen zugeordnet. Diese Bereiche heißen magnetische Domänen.

magnetische Domänen
(Weiße Linien bilden hier die Grenzen.)

Beim Magnetisieren von Ferromagneten in einem Magnetfeld richten sie die Magnetisierungen der magnetischen Domänen am äußeren Magnetfeld aus. Dabei ändern die Domänen die Richtung ihrer Magnetisierung. In Summe entsteht eine Magnetisierung, die ungefähr parallel zum äußeren Magnetfeld verläuft und auch nach dem Entfernen des Magnetfeldes noch zum Teil erhalten bleibt.

Erstelle dein eigenes Eisen-Magnet-Modell:

Magnetische Domänen in einer Kristallfläche eines Ferromagneten
Magnetische Domänen in einer Kristallfläche eines Ferromagneten beim Magnetisieren

Kommen wir zurück zu unseren zerbrochenen Magneten. Beim Betrachten der Abbildung sieht man sofort, warum aus einem großen Magneten zwei kleine entstehen und auch warum die Pole nicht teilbar sind.

Magnetische Domänen beim Zerbrechen des Ferromagneten

Sobald ein Magnet zerteilt wird, ergibt sich aus den magnetischen Domänen in jedem Teilstück wieder ein Nord- und ein Südpol.

Ferromagnete können ihre Magnetisierung auch wieder verlieren, beispielsweise durch starke Erschütterungen wie Hammerschläge.

Wie werden Dauermagnete hergestellt?

Dauermagnete = Permanentmagnete können aus verschiedenen Materialen hergestellt werden. Häufig sind:

  • Stahl: veraltet, sehr schwach und leicht entmagnetisierbar (Hufeisenmagnet)
  • Aluminium-Nickel-Cobalt (AlNiCo): Eisenlegierungen mit Aluminium, Nickel und Cobalt; bis 500 °C einsetzbar, aber zerbrechlich und nicht sehr stark
  • Ferrite: kostengünstig, aber relativ schwach (der typische Kühlschrankmagnet)
  • Seltenerdmagnete: unterschiedliche Legierungen aus Neodym-Eisen-Bor (NdFeB) ermöglichen sehr starke und günstige Magnete
  • Samarium-Cobalt (SmCo): starke Magnete mit hoher Einsatztemperatur, aber teuer
Hufeisenmagnet
Hufeisenmagnet
Neodymmagnet
Neodym-Eisen-Bor (NdFeB)-Magnete werden meist mit Nickel überzogen, da das Eisen sonst korrodieren (also rosten) würde.

Dauermagnete werden heute meist aus kristallinem Pulver hergestellt. Das Pulver wird in einem starken Magnetfeld in Form gepresst, sodass sich die Kristalle ausrichten können. Beim Sintern der Presslinge – ähnlich wie das Brennen von Keramik – geht die Magnetisierung zwar durch die Hitze verloren, doch die Orientierung der Kristallkörner bleibt erhalten. Nach dem Abkühlen kann die Magnetisierung daher durch ein Magnetfeld leicht wiederhergestellt werden.

Neodymmagnet im Mikroskop
Der Neodym-Eisen-Bor (NdFeB) Magnet besteht aus mikroskopisch kleinen Kristallkörnchen. Die magnetischen Domänen sind innerhalb der Körnchen als helle und dunkle Streifen sichtbar.
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